Die Lust an Chili

Die Lust an Chili

Chilis werden üblicherweise nur mit einem scharfen, unerträglich beißenden Geschmack verbunden. Warum also sollte man diese Frucht verwenden? In Mitteleuropa gibt es im Gegensatz zum Rest der Welt ein tief verwurzeltes Misstrauen gegenüber allzu kräftig gewürzten Speisen. Intensive Gewürze „erregen die Sinne und sind daher schädlich“, fand bereits Hildegard von Bingen. Und Georg Friedrich Most schrieb 1843 in der Enzyklopädie der gesamten Volksmedizin: Für Kinder und junge Leute… passen, außer dem Salze und dem Zucker keine Gewürze denn sie reizen, stimulieren, und wecken zu früh die Geschlechtslust ……SONY DSC

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Kräuter sind meist reine Frauensache. Dennoch gibt es eine Männerdomäne bei den Pflanzen: es sind die Chilis! Interessanterweise sind es vorwiegend Männer, die diese Pflanzen kultivieren und pflegen wollen, die eine regelrechte Leidenschaft dafür entwickeln. Da werden via Internet Erfahrungen ausgetauscht: Düngetips, Besonderheiten der einzelnen Sorten, die Frage der besten Überwinterung. All das umrundet die Welt, während die offiziellen Gartenbücher und das normale Gärtnervolk davon kaum Notiz nimmt.

Chilis sollen die Liebesfähigkeit, im besonderen die Erektion der Männer fördern. Jetzt ist es also heraus: Chilis sind der Grund für die Heißblütigkeit der Südländer, deshalb sind sie so gute Liebhaber! Da wollen doch wir Nordländer nicht länger hintanstehen oder? Weitere typische Männerpflanzen sind z.B. Koriander und Pflanzen mit Koriandergeschmack, Sellerie, Spargel, Radi (Rettich), Liebstöckel (Maggikraut). Hier deuten Signatur und Namensverwandtschaft wiederum auf Sexsymbolik, doch diese Erklärung allein wäre zu platt. Es sind die Aromen und Inhaltsstoffe, die belebend auf den männlichen Organismus wirken und natürlich ist ein „belebter“ und lebendiger Mann auch ein gesunder Mann und dann mitunter auch ein guter Liebhaber.

In den USA überrundeten die scharfen Chilisaucen in den 90er Jahren den Absatz der amerikanischen lkone „Ketchup“. Deutschland hinkt etwas hinterher, aber so langsam finden sich auch scharfe Chips und Soßen in auf deutschen Tischen ein. Was sind Gründe für die Begeisterung? Reiner Masochismus kann es ja nicht sein. Chili spricht zum einen viele Sinne an. Schon alleine die lebhaften Farben und Formen sind ansprechend. Aber da ist auch die scharfe Überraschung im Inneren, welche Abenteuer verheißt. Menschen mögen Chilis vielleicht aus dem gleichen Grund, warum sie schnelle Autos, Bungeespringen oder Reisen in exotische Länder mögen: Scharfes Essen erweitert die Grenzen und ermöglicht intensives Erleben allerdings ohne die sonst damit verbundenen Gefahren.

Auf die Scharf- Wahrnehmung reagiert das Gehirn mit der Ausschüttung des schmerzblockierenden Endorphins. Da aber keine Verwundung vorhanden ist, erzeugt der Überschuss der morphinähnlichen Endorphine ein Hochgefühl im Körper. Es erhöht gleichzeitig die Aufmerksamkeit und nimmt bis zu einem gewissen Grad unangenehme Gedanken.

Ein weiterer Grund der Begierde nach den Schoten ist sicherlich, dass man sich an die Intensität des Geschmacks gewöhnen kann, den Chili zum Essen hinzufügt. „Ungechilites“ Essen schmeckt dann fade. Und Chilis selbst besitzen ganz unterschiedliche Geschmacksrichtungen.

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